Lebensversicherung kündigen? Welche Alternativen gibt es?
Wer eine Lebensversicherung besitzt, braucht sprichwörtlich einen langen Atem. Die Verträge laufen in der Regel über mehrere Jahre. Während der langen Laufzeit der Verträge kann es vorkommen, dass Versicherungsbeiträge nicht mehr gezahlt werden können. Häufig folgt daraus: die Lebensversicherung kündigen und Verluste einfahren. Zunächst beleuchten wir die aktuelle Situation der Lebensversicherer. Im Anschluss daran stellen wir mit dem Verkauf der Lebensversicherung eine Option vor, wie dennoch Gewinne aus der Police hervorgehen können. Wie höhere Renditen mit einer Lebensversicherung erwirtschaftet werden können, zeigt ein weiteres Fallbeispiel. Zudem erfahren Sie, welche Alternativen es zum Verkauf einer Lebensversicherung gibt.
Stornierungswelle in der Lebensversicherung
Kaum eine andere Versicherung verzeichnet ein derartiges Stornovolumen wie die Lebensversicherung (Lebensversicherung im Test). Allein im vergangenen Jahr hatte die Versicherungsbranche mit einem rekordverdächtigen Stornierungsvolumen von 14,86 Milliarden Euro zu kämpfen. Verglichen mit 2013 handelt es sich dabei um einen Anstieg von einem Prozent.
Experten führen dieses Rekordhoch auf das am 6. August 2014 verabschiedete Lebensversicherungsreformgesetz zurück. Denn durch die Neuregelung verschaffen sich Lebensversicherer eine höhere Sicherheit der Rückkaufwerte und verbesserte Prognosefähigkeit der Ablaufleistungen.
Verkauf der Lebensversicherung auf dem Zweitmarkt
Die Lebensversicherung kündigen und mit einem Schlag alle finanziellen Verpflichtungen los sein. Diese Situation wünscht man sich nur zu gerne, jedoch ist sie in der Praxis kaum umsetzbar. Allzu oft wird man von der Lebensversicherung mit Gebühren und geringen Gewinnbeteiligungen überrascht, sodass sich der Abbruch einer Lebensversicherung zu einem Verlustgeschäft entwickelt.
Eine Möglichkeit sich dem Verlustgeschäft einer Kündigung zu entziehen, bietet der Verkauf der Lebensversicherung auf dem Zweitmarkt. Mit dem Verkauf der Lebensversicherungen übernehmen versierte Aufkäufer die Verträge. Im Gegenzug erhält der ehemalige Versicherungsnehmer eine entsprechende Summe, die in der Regel höher ausfällt, als der Rückkaufswert bei einer Kündigung. Die Auszahlungssumme an den Versicherungsnehmer beträgt drei bis fünf Prozent über dem jeweiligen Rückkaufswert.
Vorteile für beide Geschäftspartner
Nach Verkauf der Lebensversicherung geht die Police in den Besitz der Aufkäufer, die die Versicherungsbeiträge weiterzahlen. Mit Fälligkeit der Police erhalten sie die Versicherungssumme. Während sich die Aufkäufer mit dem Verkauf einen geldwerten Vorteil verschaffen, liegen die Vorteile des vormaligen Versicherungsnehmers woanders. Auch wenn die Lebensversicherung verkauft wurde, bleibt der Todesfallschutz des Versicherungsnehmers (Risikolebensversicherung im Test) für die gesamte Versicherungslaufzeit weiter bestehen.
Verkauf der Versicherung lohnt sich nicht für jeden
So vielversprechend sich der Verkauf der Lebensversicherung auf dem Zweitmarkt zunächst anhören mag, eignet er sich nicht für jeden Versicherungsnehmer. Besitzer staatlich geförderter Verträge wie Riester-(Riester-Rente im Test) oder Rürup-Versicherungen (Rürup-Rente im Test) können ihre Police nicht verkaufen, genauso wenig wie Besitzer einer Betriebsrente (Betriebliche Altersvorsorge im Test). Wer hingegen in Besitz einer fondsgebundenen Police (fondsgbundene Lebensversicherung im Test) ist, hat in Ausnahmefällen die Möglichkeit zu verkaufen. Jedoch wird der Verkauf einer Versicherung an einige Voraussetzungen gekoppelt. So darf die Laufzeit des Versicherungsvertrages nicht allzu fortgeschritten sein. Weiterhin sollte die zum Verkauf stehende Police nicht sehr neu sein und ein Guthaben von mindestens 10.000 Euro aufweisen.
Vorsicht bei zwielichtigen Unternehmen
Mit der Absicht, seine Lebensversicherung auf dem Zweitmarkt verkaufen zu wollen, sollte man sich in Acht nehmen. Denn unter den zahlreichen Anbietern tummeln sich Unternehmen, die mit allen Mitteln versuchen, Kunden ihre Altverträge abzujagen. Dabei unterbreiten sie den Versicherungsnehmern das Angebot, ihre Lebens- und Rentenversicherungen (Private Rentenversicherung im Test) kostenlos zu überprüfen. Nach Überprüfung der jeweiligen Versicherung erhalten Versicherungsnehmer oftmals die Empfehlung, die Police zu verkaufen und das zu sehr viel schlechteren Bedingungen.
Die Steuerfrage muss ebenso geklärt werden
Daneben sollten sich interessierte Verkäufer mit der Frage auseinandersetzen, wie es mit der Steuerlast bei einem Verkauf aussieht. Generell werden Lebensversicherungsverkäufe als steuerfrei angesehen. Hat man seine Lebensversicherung jedoch nach dem Jahre 2005 abgeschlossen, ist man zur Zahlung der Abgeltungssteuer verpflichtet. Diese fällt aber auch nur dann an, wenn der Kaufpreis höher als die eingezahlten Versicherungsbeiträge ist. Erträge aus dem Verkauf älterer Lebensversicherungen unterliegen keiner Besteuerungsklausel. Im Gegensatz dazu erwartet den Ankäufer ein weitaus anderes Steuerszenario.
Als Ankäufer steuerpflichtig
Als Ankäufer ist man auf alle Fälle zur Zahlung einer Kapitalertragssteuer samt Solidaritätszuschlag verpflichtet. Diese können im Anschluss mit der Körperschaftssteuer verrechnet werden. Jedoch hält das die Ankäufer nicht davon ab, die Steuern vom Kaufpreis abzuziehen und dem ehemaligen Versicherungsnehmer in Rechnung zu stellen.
Empfehlungen bei Auswahl eines seriösen Anbieters
Möchte man wirklich sichergehen, einen seriösen Anbieter vor sich zu haben, sollten einige Punkte bedacht werden:
- Nur an Unternehmen verkaufen, die das Geld als Einmalzahlung bereithalten und den kontinuierlichen Todesfallschutz des Versicherungsnehmers gewähren
- Geschäfte mit Anbietern abschließen, die Mitglied im Zweitmarkt-Verband BVLZ sind
- Die Seriosität eines Anbieters ist an der eigenen Weiterführung der Police zu erkennen
Versicherungen mit Dynamik versprechen höhere Renditen
Anbieter von Lebensversicherungen sind nun dazu übergegangen, neue Konzepte anzubieten. So soll dem Verkauf oder der Kündigung von Lebensverischeurngen entgegengewirkt werden. Diese neuen Vorsorgekonzepte der Lebensversicherungen bieten höhere Renditechancen. Steigende Chancen bedeuten aber auch ein höheres Risiko. Versicherungen wie die Allianz lancieren ab Mitte Juli ein Vorsorgekonzept, welches frei von Garantieversprechen bleibt. Dabei verspricht das Vorsorgekonzept „Allianz KomfortDynamik“ Chancen auf eine höhere Rendite. Bei aktuellem Zinsniveau werden 30 Prozent der gezahlten Beiträge in Aktien(Depotkonto im Test) angelegt.
Streuung der eingezahlten Versicherungsbeiträge
Somit soll der Versicherungsnehmer von weitaus höheren Renditen profitieren, als ihm bei einem klassischen Versicherungsmodell geboten werden. Bei dieser Art der Absicherung wird lediglich ein Teil der eingezahlten Beiträge von der Allianz sicher angelegt. Der andere Teil fließt in Aktien, Unternehmensanleihen und Bonds, die ein hohes Schwankungspotenzial haben. In den letzten drei Jahren der Vertragslaufzeit findet eine Überführung der Überschüsse in den Versicherungstopf statt. Garantiert werden jedoch nur die eingezahlten Beiträge und eine Mindestrente.
Alternativen zum Verkauf der Lebensversicherung
Lohnt sich der Verkauf einer Lebensversicherung nicht, können auch andere Alternativen aus der Misere helfen:
Beitragsfreistellung: Dabei wird die Zahlung der monatlichen Versicherungsbeiträge eingestellt. Währenddessen wird das angesparte Kapital weiter verzinst. Somit fällt die Auszahlungssumme kleiner aus als vorgesehen.
Beitragsstundung: Hierbei werden die Versicherungsbeiträge für einen vorher festgelegten Zeitraum nicht gezahlt. Mit Wegfall der Stundung müssen die ausgeruhten Zahlungen nachgeholt werden. Die Versicherungssumme bleibt von Reduzierungen verschont und das Vertragsguthaben wird weiter verzinst.
Beitragszahlung aus Überschüssen: wurde ein entsprechendes Vertragskapital angespart, können die zu zahlenden Versicherungsbeiträge direkt aus den Erträgen erfolgen. Jedoch hat dies ein Absenken der Ablaufleistung zur Folge.
Reduzierung der Versicherungssumme: Mit der Verringerung der Versicherungssumme, reduzieren sich gleichzeitig die zu entrichtenden Versicherungsbeiträge. Des Weiteren verursacht diese Handlung auch einen verringerten Schutz der Hinterbliebenen im Todesfall.
Zahlung der Risikoprämie: Die Kapitallebensversicherung bietet die Möglichkeit, nur die Risikoprämie zu zahlen. Somit fällt die monatliche Belastung gering aus und der Schutz bleibt dennoch erhalten.
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Fazit
Ist man dennoch der Meinung, seine Lebensversicherung aufgeben zu wollen, ist zu prüfen, ob der ausgewählte Ankäufer eine Einmalzahlung über dem Rückkaufswert leistet. Sollen mit dem Wegfall der Lebensversicherung lediglich monatliche Belastungen gesenkt werden, ist über eine Beitragsfrei- Stellung, wie auch Streichung einer eventuell inbegriffenen Dynamik nachzudenken. Gleichwohl welche Änderung an der Lebensversicherung vorgenommen wird, sollte eine Kündigung nur in Ausnahmefällen in Betracht gezogen werden. Die Kündigung einer Lebensversicherung ist stets ein Minusgeschäft für den Versicherungsnehmer.